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Medikamentenfehler ?




Medikamentenfehler ?

Muskelrelaxans contra Ausdauer- und Kraftsport (Medikamentenfehler) ???

Anfang 12/2003 habe ich von meinem Orthopäden ein Muskelrelaxans (Wirkstoff Tetrazepam) verordnet bekommen. Grund war eine Verspannung der linken Schulter/Halsmuskulatur (Trapezius). Die Einnahme des Medikaments hatte ich zunächst aufgeschoben, da ich kein "Freund" von Pharmaprodukten bin. Zudem hatte ich die Vorstellung, mein Problem durch gesunde Lebensweise (Ernährung, Sport, Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel) selbständig lösen zu können. So ging ich 3-4 mal die Woche, ca. 5 km joggen und machte mäßigen Kraftsport im Schulter-/Armbereich. Zunächst alles ohne Probleme. Ich habe mich sehr fit gefühlt und war in einem Trainingszustand, indem ich auch 10 km ohne Probleme laufen konnte. Freunde bescheinigten mir in dieser Zeit, sehr gesund und erholt ausgesehen zu haben.

Dann (warum auch immer) habe ich in 01/2004 das Medikament ausprobiert. Ich nahm 7 Tage (abends) eine Tablette zu 50 mg ein. Laut Auskunft des Arztes sollte das Medikament über Nacht wirken und etwas müde machen. Am Tag würde das Medikament jedoch keine Wirkung mehr zeigen. Nachdem ich 3 mal und meine Frau 2 mal den Beipackzettel gelesen haben, begann ich mit der Einnahme. Im Beipackzettel war kein Hinweis enthalten, sportliche Aktivität während der Einnahme zu unterlassen.

Bei dem Medikament handelt es sich um ein Benzodiazepin. Eine Art künstliche Droge wie ich später erfahren durfte. Die Wirkung setzt am Zentralnervensystem (Gehirn, Rückenmark) am Gabarezeptor an. Das Medikament hat aber auch eine dezentrale Wirkung am Bereich Nerv/Nervenendigung/ Muskel, so die Aussage des Pharmaherstellers. Die Nervenendigungen würden sich weit stellen und so den Muskel später innervieren (verzögerte Reizleitung). In der Fachliteratur wird regelmäßig nur die zentrale Wirkung beschrieben. Benzodiazepine gibt es schon 30 Jahre. Sie wurden jedoch zunächst in der Psychiatrie zur Behandlung von Angstzuständen, Panik und Schlaflosigkeit eingesetzt. Erst später erkannte man, dass der Wirkstoff auch eine muskelentspannende Wirkung hatte. So wurde später das gleiche Medikament in der Orthopädie als Muskelrelaxans eingesetzt. Es wird im Beipackzettel nur auf die abhängig machende Wirkung bei zu langer Einnahmedauer hingewiesen. Wie ich im Internet erfahren konnte, gibt es Jugendliche (Kinder von Apothekern) die sich durch die Einnahme des Medikaments einen Kick fürs Wochenende holen (ähnlich Extasy, Cannabis). Grund ist die stark euphorische und stimmungsaufhellende Wirkung.

Während der Einnahmezeit (bei konstanten Wirkspiegel) konnte ich zunächst keine negativen Wirkungen feststellen. Vielmehr war ich sehr euphorisch (ohne es damals einordnen zu können) und absolvierte meine Trainingseinheiten mit einer noch nie gekannten Leichtigkeit (wie unter Doping). Ich verspürte geradezu ein Sucht joggen zu gehen.

Ca. 36 Stunden nach der letzten Tablette (mit Abfluten des Wirkspiegels) hatte ich zunächst Empfindungsveränderungen in der trainierten Schultergürtelmuskulatur. Ich saß im Büro (wie jeden Tag) als plötzlich gegen Mittag meine Schultergürtelmuskulatur anfing zu brennen, zu schmerzen, sich verkürzte/versteifte. Ich konnte meinen Kopf kaum noch drehen. Gegen Abend fingen dann erstmals die Füße an zu brennen. Später dann auch die Waden, Oberschenkel.

Ich war von einen auf den anderen Tag völlig arbeitsunfähig und lag zu Hause auf dem Sofa. Da mir (damals) aus völlig unerklärlichen Gründen fast mein ganzer Körper brannte, hatte ich den Eindruck mit dem Leben abschließen zu müssen.

Nachdem mein Zustand 4 Tage ohne Besserung war, begab ich mich zunächst zum behandelnden Arzt. Dieser hatte für meine Erscheinungen zwar keine Erklärung, eine Medikamentenwirkung wollte er aber nicht sehen. Auch eine Verdachtsmeldung über eine unerwünschte Arzneimittelwirkung wollte er nicht veranlassen.

Am Tag 5 habe ich dann beim Pharmahersteller direkt angerufen. Dieser gab an, eine derartige Wirkung nicht zu kennen. Man erzählte mir was von zentraler und dezentraler Wirkung des Medikaments.

Am Tag 6 begann ich im Internet nach professioneller Hilfe zu recherchieren. Ich dachte dabei an eine neurologische Fachklinik, die sich auch mit Muskelkrankheiten auskennen sollte. Dabei bin ich auf eine Uni-Klinik ganz in der Nähe gestoßen. Dort eingetroffen erzählte ich nun meine Vorgeschichte. Ich wurde stationär aufgenommen und habe fast 3 Wochen dort zugebracht. Der behandelnde Professor wollte keinen Zusammenhang mit dem Medikament herstellen.

Mein Kausalitätsbedürfnis war den dortigen Ärzten lästig. Man versuchte mich mit Schmerzmitteln (auch Vioxx) und Antidepressiva ruhig zu stellen und veranlasste einige neurologische Untersuchungen (EEG, EMG, Blut). Alles ohne Ergebnis. Auch die Medikamente hatten keine Wirkung. Mein Körper (Schulter/Rücken und Beine) brannte/schmerzte noch schlimmer als vor der Einlieferung in die Klinik. Ich setzte dann die Medikamente ab und verließ die Klinik.

Das Brennen im Schultergürtel ging dann zurück. Die Muskulatur brauchte jedoch einige Monate bis zur Erholung. Bis heute (10 Monate später) ist eine gewisse Muskelschwäche zurückgeblieben (selbst der Telefonhörer zu halten wird mir nach 1,5 Minuten schon zu schwer).

Das Brennen der Beine war in den ersten 6 Monaten nach dem "Crash" im wesentlichen belastungsabhängig aufgetreten. Dann hatte ich diese Erscheinungen auch beim Sitzen (obwohl ja keine Muskelaktivität stattfindet). Das Brennen zog dann bis in den Kreuz-/Steißbeinbereich.

Heute kann ich ungefähr 500m am Tag laufen und 2 Stunden am Stück sitzen. Bei Belastung darüber hinaus brennen/schmerzen mir die Beine und der Kreuz-/Steißbeinbereich.

Sämtliche neurologischen Untersuchungen (andere Ärzte/andere Kliniken) haben bis heute kein Ergebnis gebracht (was mich persönlich nicht wundert, wenn man "nur" nach klassischen Krankheitsbildern sucht und nicht das Medikament als Ursache in Betracht ziehen will).

Zwei neurologische Fachärzte haben mir ("unter 4 Augen") gegenüber Ihre Bedenken geäußert, das die Einnahme des Medikaments bei gleichzeitig hoher Belastung ein Konflikt für die Nerven/Muskeln darstellen muss. Bestätigen tut mir das (verständlicherweise) keiner.

Recherchen beim Pharmahersteller haben bislang nur ergeben, das es hierzu keine Studien gibt, die diese Problemstellung hinterfragt haben. Auch in der internationalen Literatur der letzten 20 Jahre wäre wohl nichts zu diesem Thema zu finden.

Wer kann mir weiterhelfen bzw. wer hat ähnliche Erfahrungen? Könnte die Ursache im Wirkstoff Tetrazepam liegen?

PS: Übrigens war kein Arzt (aller konsultierten Ärzte) bereit eine Verdachtsmeldung wegen einer unerwünschten Arzneimittelwirkung zu machen. Diese habe ich dann selbst veranlassen dürfen. Soweit zum Thema Arzneimittelsicherheit in Deutschland. Meine Anfragen an das Bundesamt für Arzneimittel wurden bis heute nicht konkret beantwortet. Man teilte mir lediglich mit, den Vorgang registriert zu haben. Wahrscheinlich um den Vorgang nach 6 Monaten wieder zu löschen. Bis zum nächsten Fall.


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