Wenn die Fehler tödlich sind...
"Wochenspiegel für das Erzgebirge" vom 19. September 2001
Ärztepfusch - Betroffene klagen an - Plattform im Internet
WE) Eine Adresse im Internet sorgt für Aufsehen: www.behandlungsfehler-arztpfusch.de. Betroffene schlagen dort Alarm, haben sich eine gemeinsame Plattform geschaffen, um ihre Ängste und Gefühle auszutauschen. "Wir sind alle nur Menschen und Menschen machen Fehler! Ärzte leider auch!" heißt es in einem Eintrag. Erschütternd zeigen diese Internetseiten, dass nicht alle Ärzte für ihre Fehler gerade stehen. So berichtet ein Vater über die Geburt seiner Tochter. Sie verläuft mit Hindernissen und Fehleinschätzungen. Nur wenige Tage nach der Geburt stirbt das Mädchen. Das geschah vor 18 Jahren. Noch heute ist der Mann fassungslos, klagt an: "Die Akte meiner Frau wurde im Schreibtisch des Chefarztes unter Verschluss gehalten. Zu dieser Zeit war es unmöglich, ein ehrliches Gutachten zu erhalten.
Ein anderes Schicksal: Die Frau hat Angst ihren Namen zu nennen, will unerkannt bleiben. Dennoch klagt sie: "Die beschönigende Aussage der Ärzte kenne ich nur zu gut. Zwei Tage vor dem Tod meines Großvaters schrie mich der Arzt an, als ich nach den Untersuchungsergebnissen fragte..... Ich möchte nur, dass Sie wissen ...wie hilflos man als Angehöriger ist, wenn ein "Halbgott in Weiß ein Machtwort" spricht."
Eine junge Frau, die sich Lisa nennt (Name geändert), will die Hilflosigkeit Betroffener nicht hinnehmen. Auch sie traf das Schicksal hart. Vor vier Jahren starb ihre kleine Tochter infolge von Ärzte- und Hebammenfehlern bei der Geburt. Vor einigen Wochen hat sie sich der Internetgruppe von durch "Behandlungsfehler Geschädigten" angeschlossen.
"Bei Behandlungsfehlern steht man ganz allein mit seinen Schmerzen, Gedanken und Gefühlen da.", schildert Frau Lisa. Sie weiß: "Bei vielen kommen Schwierigkeiten dazu, wie endlose Auseinandersetzungen mit Behörden. Einige nehmen den Kampf auf, um zivil- oder strafrechtlich zu ihrem Recht zu gelangen. Es ist ein langer, zermürbender Kampf, denn der unwissende und geschädigte Patient muss dem wissenden Arzt den Fehler nachweisen.
Die Gruppe im Internet versucht nun, anderen Betroffenen Ratschläge und Hilfen zu geben oder hört ihnen einfach nur zu. Viele, die ähnliche Schicksalsschläge erlitten haben, schlossen sich bereits der Plattform an. Unterstützung kommt auch von Eduard Zimmermann, einem Medizinverlag und vom MDR, der ein Forum im Internet zu Patientenrechtengeschaltet hat.
Unter den Internetadressen www.behandlungsfehler-arztpfusch.de und www.geburtsschaden.de werden Tipps und Ratschläge gegeben, wie man sich in entsprechenden Fällen verhalten muss.