Bittere Erfahrungen
Oberhofer zeigte Suhler Arzt wegen fahrlässiger Tötung an
Tageszeitung "Thüringer Allgemeine" vom 25.10.2001
Ein leitender Arzt des Suhler Klinikums ist wegen fahrlässiger Tötung angezeigt worden. Wie die Meininger Staatsanwaltschaft gestern bestätigte, soll der Gynäkologe den Tod einer Frau durch einen Behandlungsfehler verursacht haben. Ermittlungen in dieser Sache laufen, so Monika Soßdorf, Oberstaatsanwältin in Meiningen. Zeugenvernehmungen beteiligter Ärzte stünden an.
Ein Mann aus Oberhof hatte bereits im November 2000 Anzeige erstattet. Nachdem der von ihm beschuldigte Arzt vor wenigen Wochen in Suhl jedoch eine leitende Stellung in einem medizinischen Ausbildungsinstitut bekam, ging der 41- jährige Oberhofer an die Öffentlichkeit.
Im September 1996 war seine Ehefrau schwanger geworden. Wegen einer Infektion kam sie ins Suhler Klinikum. Dort verlor sie unter schlimmen Umständen ihr Kind. Das Baby war schon tot im Mutterleib, dass wusste der Arzt auch. Nach ihrer Entlassung aus der Klinik klagte die Frau über unerträgliche Schmerzen in Rücken und Bauch. Die Vorwürfe ihres Mannes gegen den leitenden Arzt sind nun darauf gerichtet, dass dieser seine Frau wegen einer angeblichen Wochenbettpsychose in die Nervenklinik nach Hildburghausen einliefern ließ. So sei wertvolle Zeit Behandlungszeit verstrichen. Tatsächlich hätten in mehreren Patientenprotokollen aber eindeutige Hinweise auf extrem hohe Entzündungswerte im Blut der Frau gestanden. Nach vielen Behandlungen und Operationen in mehreren anderen Kliniken starb die Oberhoferin im Oktober vorigen Jahres mit 36 Jahren. "Der Behandlungsfehler des Arztes wurde in einem Schlichtungsverfahren anerkannt und Schadensersatz gezahlt", sagt der Mann.
Die Meininger Staatsanwaltschaft hat nun ein eigenes Gutachten erstellen lassen. Bewiesen werden müsse der ursächliche Zusammenhang zwischen Behandlungsfehler und dem Tod der Frau. Deren Mann hat inzwischen seinen Beruf als Kaufmann aufgegeben. Er will sich nur noch diesem Fall widmen und anderen Menschen, die Ärger bei Medizinischen Behandlungen haben, helfen. Über seine bitteren Erfahrungen hat er ein Buch geschrieben, im Internet (www.behandlungsfehler-arztpfusch.de) bietet er kostenlos Hilfe an.