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riates Medizingeschädigter - Opfer berichten, helfen und suchen weitere Kontakte
Einstelldatum: 30.11.2008
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Tod mit 33
Thromboseprophylaxe vergessen
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Die Zustände auf der Station waren katastrophal.
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Tod mit 33 - Thromboseprophylaxe vergessen
Hallo,
ich bin 29 Jahre alt und seit 01.09.08 verwitwet. Mein Mann (gerade 33 J. geworden) und ich, hatten am 30.06.08 einen sehr schweren unverschuldeten Verkehrsunfall, bei dem ein 21 jähriger Mann 3 Autos überholte, mit über 100 km/h, und mit uns frontal zusammenstieß. Wir kamen ins Schleudern, knallten gegen ein anderes Auto, den Graben runter und gegen einen Baum. Als ich nach dem Aufprall zu mir kam, waren wir beide eingeklemmt, blutüberströmt im Auto. Ich rief immer „Schatzi, lebst Du noch?“, aber es kam keine Reaktion, mein Mann war bewusstlos. Ich bemerkte durch den Schock gar nicht, wie schwer auch ich verletzt war und meine linke Körperhälfte nicht mehr bewegen konnte. Ich wollte dennoch auf dem Handy 110 wählen, aber es war kaputt, also schrie ich um Hilfe. Da es auf einer Landstraße passierte, hielten Gott sei Dank Leute an und holten Hilfe. Mein Mann wurde in ein Krankenhaus geflogen und ich mit dem Krankenwagen in ein anderes gebracht. Die Feuerwehr musste uns aus dem Auto schneiden, sie brauchten 1 Stunde bei meinem Mann. Man verlegte mich nach langem betteln und weinen 3 Tage später in das Krankenhaus zu meinem Mann.
Er lag im künstlichen Koma auf der Intensivstation und schwebte in Lebensgefahr. Er hatte sich das linke Knie zertrümmert, beide Oberschenkel gebrochen, das Steißbein und das Becken beidseits gebrochen, das linke Schlüsselbein gebrochen, hatte riesige Fleisch und Risswunden, Lungenkontusionen und Blutungen, Gehirnblutungen und Schädel-Hirn-Trauma II-Grades.
Ich wurde nach Ankunft in dem Krankenhaus noch einmal untersucht und man stellte weitere Verletzungen fest. Ich hatte eine linke kaputte Gesichtshälfte, Auge, linke Hand, linker Oberschenkel, gerissenes Kreuzband im linken Knie, Beckentrauma und Schädel-Hirn-Trauma sowie 9 abgebrochene Zähne.
Mein Mann lag ca. 10 Tage in Lebensgefahr im künstlichen Koma, dann versuchte man die Komamittel abzusetzen und ihn wach zu machen, was nicht gelang, er lag im Wachkoma. Er wurde weiter künstlich beatmet, ernährt usw. In der Zwischenzeit wurde ich am Knie operiert. Ich wurde täglich mit dem Rollstuhl auf die Intensiv- und Wachstation gefahren und konnte meinen Mann sehen und seine Hand halten.
Am 14.07.08 wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Mein Mann wurde auf eine Wachstation verlegt und bekam noch 2 Lungenentzündungen sowie einen Krankenhauskeim. Bis zum 18.07.08 überlebte er dies alles, dann verlegte man ihn in eine Frühreha-Klinik (Neurologie für Schwerst-Schädel-Hirn-Verletzte). Ich bekam nach der Entlassung Thrombosespritzen weiter verschrieben und musste sie mir ca. 2 Monate lang spritzen.
Mein Mann schaffte es auf der Frühreha aus dem Wachkoma, lernte alleine zu atmen, sprechen, schlucken. Man entfernte nach und nach die Trachealkanüle, Magensonde, die Überwachungsgeräte usw. Er lernte in den nächsten Wochen essen, trinken, unterhalten, bewegen, bekam sein Gedächtnis nach und nach zurück, zum Schluss fast vollständig, erlernte sogar mit einem Gehilfengerät das Laufen. Er fuhr sogar alleine mit dem Rollstuhl durch die Gegend.
Ich besuchte ihn täglich, Montags-Sonntags, immer 5-7 Stunden lang und konnte so an den ganzen Therapien (Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Neuropsychologie) teilnehmen und zusehen, wie es Schritt für Schritt vorwärts ging. Ich war aber die ganze Zeit über und bin es heute noch gehunfähig, da ich die Knie-OP hatte und die Verletzungen am Oberschenkel.
Ich durfte täglich mit dem Taxi ins Krankenhaus fahren, die gegnerische Versicherung bezahlte dies, da wir keine Schuld am Unfall hatten. Ich kümmerte mich viel um meinen Mann. Diese Klinik war völlig unterbesetzt mit Pflegepersonal und Ärzten. Vieles musste ich übernehmen, wie waschen, essen, trinken, Beschäftigung, Übungen, Windeln wechseln, Bett machen usw. und das alles mit einem kaputten linken Bein, 2 Gehhilfen, Schiene und Verletzungen. Die Zustände waren katastrophal auf der Station.
Mein Mann machte ziemlich schnell große Fortschritte und so achtete man nicht mehr genau auf alles. Doch hatte er ständig ein geschwollenes, heißes, dickes, glänzendes, linkes Knie, das ihm schmerzte. Ich sagte es fast jeden Tag dem Personal, Therapeuten und der Ärztin, wenn mal eine da war.
Ich bat um eine Kühlkompresse, aber man verwehrte mir dies. Ich bat um ein MRT am Knie, doch man sagte jedes Mal, das Knie sei nebensächlich. So kam es zu Streitereien zwischen den Therapeuten, Personal, Ärztinnen und mir. Ich wollte das Beste für meinen Mann. Ich musste sie sogar darauf hinweisen, dass der Urin nicht gut aussieht, mein Mann Bauchschmerzen hat und evt. eine Blasenentzündung. Ich bat um Untersuchung. Nach langem Widersprechen tat man dies und es bestätigte sich mein Verdacht, er bekam dann Antibiotika. Doch leider vergaß ich zwischen allem darauf zu achten, dass ihm täglich die Thrombosespritze verabreicht wird, was eigentlich Aufgabe der Schwestern, Pfleger und Ärzte ist. Er bekam auch sehr viele andere Medikamente, selbst bei den Tabletten musste ich darauf achten, dass diese eingenommen wurden. Doch ich durfte ja nicht Tag und Nacht, 24 Stunden in der Klinik bleiben, um auf alles achten zu können.
Auf jeden Fall ging es meinem Mann schon sehr gut und er wäre in einer Woche zur letzten Reha mit mir zusammen gegangen. Dann wären wir in 2-3 Wochen zu Hause gewesen. Als ich am 01.09.08 wie jeden Morgen, kurz nach 10 Uhr, meinen Mann besuchen wollte, fing mich die Ärztin an der Eingangstür ab und schliff mich in ihr Zimmer. Sie setzte sich vor mir hin, fing an zu weinen und meinte "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber Ihr Mann ist leider vor 10 Minuten verstorben, ich habe schon viele Menschen sterben sehen, aber so einen jungen noch nicht."
Ich war fertig, fing an zu heulen und fragte laut wie das geschehen konnte. Sie vermuteten eine Lungenembolie, man hat versucht 40 Minuten zu reanimieren, es kam ein kurzes Aufflackern, doch dann war es vorbei. Ich rief die Eltern an und wir durften uns von ihm in seinem letzten Zimmer verabschieden. Ich bin in diesem Moment mit gestorben. Kein einziger auf der Station sagte ein Wort, alle blickten weg, senkten den Kopf oder drehten sich um. Es war grausam. Da man sich nicht erklären konnte, wie das passieren konnte, fragte man nach einer Autopsie, der ich zustimmte. Leider bestätigte die Autopsie den Verdacht, Lungenarterienembolie.
Ich wusste ganz genau, dass etwas nicht richtig war und schaltete gleich auch meinen Anwalt gegen das Krankenhaus ein. Das Verfahren gegen den Unfallverursacher lief ja parallel. Keiner konnte es fassen, da dies nicht hätte passieren dürfen, da es in jedem normalen Krankenhaus eine Thrombosevorsorge gibt. Auf jeden Fall wurden durch die Kripo, Staatsanwaltschaft und meinem Anwalt die Patientenunterlagen geprüft und es stellte sich heraus, dass mein Mann als mittleres Thromboserisiko eingestuft wurde, obwohl ein hohes bestand. Weiterhin wurde festgestellt, dass er ein viel zu niedrig dosiertes Heparinmittel (Clexane)gegen Thrombosevorsorge bekam, aber nicht genug, es wurde auch noch festgestellt, dass die Spritzen ständig vergessen wurden zu geben. Mal bekam er nur 2 Spritzen in einer Woche, mal 4, mal 6 Tage lang gar keine. Reine Schlamperei. Hätte er die Spritzen jeden Tag bekommen, so wie ich sie mir auch gab, würde er jetzt noch leben.
Mein Mann und ich sind noch sehr jung, wir lebten seit 8 Jahren glücklich zusammen und führten eine liebevolle Ehe. Einer liebt den anderen und lebte für den anderen. Wir machten alles zusammen. Es ist die vollkommende wahre Liebe zwischen uns. Wir versuchten auch seit über 4 Jahren ein Kind zu zeugen, was nicht gelang. So kam eine künstliche Befruchtung in Frage, der Termin war am 01.07.08, aber am 30.06.08 hatten wir ja den schweren Unfall. Ich verlor im Dezember 2006 meinen Vater, er starb am Herzinfarkt mit 52 Jahren und auch durch Ärztepfusch. Man schickte ihn, trotz eines schlechten EKG’s und schlechter Befunde arbeiten und gab ihm zu spät einen Termin. Er hätte gleich ins Krankenhaus gemusst, dann würde er noch leben. Davor das Jahr verlor ich meine Oma, die mich wie eine Mutter großzog und davor verlor ich beide anderen Großeltern. Nun habe ich nur noch eine Mutter, einen Bruder und Schwiegereltern und das mit 29 Jahren. Wozu soll ich denn noch leben, wenn alles zerstört wurde, alles durch Ärztepfusch. Zu was haben wir überhaupt Ärzte? Mein Mann und ich sind privat versichert mit Chefarztbehandlung usw. Den haben wir nicht einmal, nach etlicher Aufforderung, zu sehen bekommen. Wie krank ist Deutschlands Gesundheitsmedizin, wenn der finanzielle und wirtschaftliche Aspekt vor einem Menschenleben gestellt wird und man dies sogar von einer Ärztin und Therapeuten ins Gesicht gesagt bekommt?
Es gibt für mich nur einen kleinen Trost, die Liebe ist stärker als der Tod, sie verbindet uns im Jenseits und Hier, das Leben auf er Erde ist nur ein Moment, das Leben nach dem Tod eine Ewigkeit.
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