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Einstelldatum: 22.07.2007

Bandscheibenoperation - inkomplette Querschnittlähmung

Ich sage mir oft, die Wahrheit ist auf meiner Seite. Aber ist sie das wirklich?
Es ist ein Kampf, ein Kampf zwischen David und Goliath!


Bandscheibenoperation - inkomplette Querschnittlähmung


Im Februar xxxx ging ich wegen ständiger Schmerzen in der rechten Schulter zum Arzt. Nach verschiedenen Untersuchungen wurde ich mit Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall im Juni xxxx in einer Fachklinik vorstellig. Dr. K., Chefarzt der Neurochirurgie, teilte mir mit, dass ich einen Bandscheibenvorfall zwischen dem 6. und 7.Halswirbel hatte. Eine Operation war absolut notwendig.

Ende Juni xxxx wurde ich dann von Chefarzt Hr. Dr. K. an der Halswirbelsäule operiert.

Alles verlief zunächst reibungslos und ohne Komplikationen. Vier Tage nach der Operation bekam ich starke Schmerzen im operierten Bereich. Man sagte mir, dass seien Verspannungen. Jedoch hat Chefarzt Dr. K. eine Röntgenuntersuchung angeordnet, um zu sehen, ob im operierten Bereich alles in Ordnung war. Gegen die starken Schmerzen hat der Oberarzt, Hr. Dr. R., mir Schmerztabletten verordnet und mir den Rat gegeben, mich zu bewegen. Ich sollte mich nicht so sehr in den Schmerz reinsteigern, es seien doch nur Verspannungen.(Er war anscheinend der Meinung, dass meine Schmerzen nicht physischer, sondern psychischer Natur waren). Also bewegte ich mich, so gut ich konnte. Besser ging es mir dadurch nicht. Im Gegenteil. Die Schmerzen nahmen zu, die Schmerzmittel wirkten wenig und nicht für lange Zeit. 8 Tage nach der Operation brach nachts mein Kreislauf zusammen. Ich hatte einen Blutdruck von 60/40. Ich hatte Probleme beim Schlucken und beim Atmen. Nach dieser Nacht sollte ich nicht, so wie die letzten Tage, meine Mahlzeiten im Speisesaal der Klinik einnehmen, sondern wieder mein Essen auf mein Zimmer bekommen. Das war die einzige Reaktion des Oberarzt Hr. Dr. R. Es wurden keine weiteren Untersuchungen gemacht.

11 Tage nach der Operation wurde ich dann mit einem Rezept für eine Großpackung Schmerzmedikamente, aber ohne jegliche Untersuchung der Blutwerte entlassen. Am Entlassungstag und auch am nächsten Tag zu Hause ging es mir sehr schlecht. Die Schmerzen waren unerträglich, nicht mehr auszuhalten. Einen Tag nach der Entlassung (es war ein Samstag) fingen spät vormittags meine Beine an zu kribbeln. Ich hatte Probleme beim Wasserlassen, konnte meine Blase nicht richtig entleeren. Mittags rief ich in der Klinik an, die mich einen Tag zuvor erst entlassen hatte. Ich brauchte Hilfe, wusste nicht was ich tun sollte. Ich berichtete dem diensthabenden Oberarzt Hr. Dr. R., genau von meinen Beschwerden. Er hatte mich ja auch in den Tagen vor meiner Entlassung behandelt. Er kannte ja meinen Fall.

Er sagte, dass ich mich ruhen sollte, mich hinlegen und am Montag, zwei Tage später zu ihm in die Klinik kommen sollte, zur Untersuchung. Ich vertraute ihm und tat das von ihm Empfohlene, ich legte mich hin.(Heute weiß ich es besser!)

Am gleichen Tag, Spätnachmittags, kam zufällig eine sehr gute Bekannte zu Besuch. Sie ist Ärztin, wollte nur mal schauen wie es mir geht. Ich lag im Bett. Sehr schnell erkannte sie, wie schlecht es mir ging. Ich konnte kaum noch laufen, meine Blase gar nicht mehr entleeren. Mein damaliger Freund rief dann in der Klinik an, teilte meine Beschwerden mit und sagte, er würde mich gleich notfallmäßig dorthin bringen. 40 Minuten später waren wir dort. Mein Freund trug mich auf die Station, ich konnte nicht mehr laufen. Wir warteten auf einen Arzt. Nach ca. 45 Minuten kam dann Hr. Dr. R. (mit ihm hatte ich mittags ja schon wegen meiner Beschwerden telefoniert). Nach kurzer Untersuchung und nachdem meine Blase mit Hilfe eines Katheters von fast 1 Liter Urin entleert wurde, hat man mich zu einer kernspintomographischen Untersuchung in eine andere Klinik gefahren (Damals gab es keine Möglichkeit eine Kernspintomographie in dieser Klinik zu machen). Bei dieser Untersuchung stellte Hr. Dr. R. fest, dass ich eine Entzündung, einen Abszess im operierten Gebiet hatte und dieser auf das Rückenmark drückt (Dieser Abszess hat sich durch Staphylokokken bilden können, die sich wohl während der ersten Operation in die Wunde gesetzt hatten). Von da an ging alles relativ schnell (und doch zu spät!). In der gleichen Nacht wurde noch eine Not-Operation gemacht. Zu dieser Not-Operation wurde auch Chefarzt Dr. K. geholt. Ich hatte, so erfuhr ich später, einen sehr hohen Entzündungswert (CRP, meiner belief sich auf über 250).

Irgendwann, ich weiß nicht, ob es der 1. oder 2. Tag nach der Not-Operation war, wachte ich auf der Intensiv-Station auf. Ich stellte fest, dass meine Beine gelähmt waren, ebenso meine Blase und mein Darm. Ab Hüfte war alles weg. Kein Gefühl. Auch meine rechte Hand konnte ich nicht bewegen. Chefarzt Dr. K. sagte mir, dass er und sein Kollege Dr. R. mir durch die Not-Operation mein Leben gerettet hätten (es hätte nicht so weit kommen müssen!). Er wüsste aber nicht, ob ich irgendwann wieder laufen könnte. Für mich war das der Beginn eines "Höllen-Trips"!

Von der Intensiv-Station wurde ich ein paar Tage später auf eine normale Station verlegt. Hohe Dosen Antibiotika und Cortison sollten die Entzündung weiter eindämmen. Anfang August xxxx musste ich dann allerdings noch ein 3. Mal operiert werden, da sich noch immer eine kleine Entzündung im operierten Gebiet befand. Bei dieser Operation wurde dann mein rechtes Stimmband verletzt und ist seitdem gelähmt.

Ich saß im Rollstuhl, die Beine bewegungsunfähig. Ich war auf eine Frau neidisch, die ihren Rollstuhl mit einem Bein antreiben konnte. Das wollte ich auch können. Für viele Menschen nicht nachzuvollziehen, für mich war es ein ganz großer Wunsch!

Im September xxxx wurde ich aus der Klinik entlassen und habe 5 Monate eine Reha gemacht.

Ich kann heute wieder laufen! Natürlich nicht wie früher. Das wäre Wunschdenken! Ich habe gelernt, mit meiner Blase und mit meinem Darm wieder umzugehen. Gelingt aber nicht immer so gut. Es ist jeden Tag eine neue Herausforderung für mich und meinen Körper. Meine linke Körperhälfte hat von den Zehen bis zur Brust kein Schmerz- und kein Temperaturempfinden. Mein rechtes Bein hat starke motorische Probleme. Zu koordinieren fällt schwer. Hinzu kommen Gleichgewichtsprobleme. Mein vegetatives Nervensystem ist geschädigt. Ständig nächtliche Schweißattacken sind an der Tagesordnung. Ebenso die nächtlichen Toilettengänge, um die Blase zu entleeren. Bei der kleinsten Menge muss ich auf die Toilette gehen. Mein Rekord lag nachts bei 8 Mal. Ein trauriger Rekord. Durchschlafen ist Luxus und ein großer Wunsch von mir. Mit logopädischen Übungen muss ich mein linkes Stimmband trainieren, da das rechte gelähmt ist.

Im Oktober xxxx habe ich auf anraten der befreundeten Ärztin ein Rechtsverfahren gegen die Klinik eingeleitet. Oberarzt Hr. Dr. R. bekam zu dieser Zeit wohl mit, dass ich "unzufrieden" bin, so nannte er es. Er rief mich zu Hause an, drohte mir mit Anzeige wegen übler Nachrede. Er hätte gehört, dass ich negativ über ihn und die Behandlung in dieser Klinik öffentlich reden würde. Ich habe damals nicht geschaltet und das Gespräch nicht aufgezeichnet. Somit kommt es in den Akten und bei Gericht nicht zur Sprache.

Die Akten liegen bei Gericht vor, eine 2. mündliche Verhandlung ist angesetzt. In den letzten x Jahren (es sind definitiv zu viele!) hat mich dieses Rechtsverfahren viel Kraft, Energie und Geduld gekostet. Meine Hoffnung zu gewinnen, schwindet. Ich habe in den letzten Jahren zwei Privatgutachten erstellen lassen. Auf Anraten meines Anwaltes. Diese Gutachten fielen positiv für mich aus. Bei einem gerichtlich bestellten Gutachter war ich auch. Dieser äußerte sich nicht so positiv für mich. Daraufhin haben meine Gutachter wiederum Stellungnahmen abgegeben. Der typische "Pingpong-Effekt". Der gerichtlich bestellte Gutachter ist nun zur 2. mündlichen Verhandlung vorgeladen. Bis dato habe über 9000,- Euro für Gutachter und für einen unterbevollmächtigten Anwalt ausgegeben.

Ich sage mir oft, die Wahrheit ist auf meiner Seite. Aber ist sie das wirklich? Es ist ein Kampf, ein Kampf zwischen David und Goliath!

Ich frage mich oft, ob es nicht einfacher für mich gewesen wäre, wenn ich das Rechtsverfahren wegen ärztlicher Fehlbehandlung nie eingeleitet hätte. Dann würde ich mich aber nicht für mich einsetzen, nicht für mich kämpfen. Ich würde das alles, was geschehen ist, stillschweigend hinnehmen. Und das will ich nicht.

Also kämpfe ich, auch wenn ich manchmal große Angst habe und verzweifelt bin.



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