Was ich im Internet unter Ärztepfusch gelesen habe, macht mich tief betroffen und sehr sehr wütend.
Am ##.##.02 begann für unsere kleine Familie ein Alptraum, aus dem es leider kein Erwachen mehr geben wird. Mein Mann ist am ##.##.02 zu einem ambulanten Eingriff in ein Krankenhaus gegangen, in dem er schon mehrfach behandelt wurde, die die Vorgeschichte meines Mannes kannten.
Der Eingriff, der an dem Tag durchgeführt werden sollte, hatte bereits 2 x nicht zur vollsten Zufriedenheit geklappt. Nun sollte ein letzter, ca 20 minütiger Eingriff erfolgen um das Adenom, von dem man seit November 2001 wußte das es gutartig ist, an der Papille vollständig zu entfernen.
Mein Mann hatte keine Beschwerden. Die hat er nie gehabt. Bis zu dem Tag war er ein fitter Mensch, der es liebte, mit unserer kleine Sandra zu toben und mit ihr zu kuscheln. Er ging morgens gut gelaunt aus dem Haus, gab uns noch einen Kuss und wollte es schnell hinter sich bringen. Er war glücklich, denn er war gerade 2 Wochen aus der Probezeit bei seinem absoluten Traumjob, auf den er 7 Jahre mühsam hingearbeitet hatte.
Unsere kleine Tochter und ich holte meinen Mann nach dem Eingriff aus dem Krankenhaus ab. Er war zwar etwas tatterig und hatte auch Schmerzen, aber er dachte, daß müsse so sein. Also fuhren wir nach Hause, nachdem wir mir dem Arzt gesprochen hatten. Kaum zu Hause bekam mein Mann widerliche Schmerzen und mußte sich übergeben.
Ich rief im Krankenhaus an, ob das denn normal sei. Mir wurde von dem operierenden Arzt gesagt, daß das durchaus passieren kann, daß er ein paar mal spucken muß, nur wenn die Schmerzen zu groß werden sollten müßten wir ins Krankenhaus. Mein Mann war überhaupt nicht schmerzempfindlich, aber als ich ihn sah, bekam ich es mit der Angst zu tun, rief meine Mutter an, damit sie auf unsere Tochter hätte aufpassen können und sagte meinem Mann, daß wir lieber wieder ins Krankenhaus fahren sollten, denn ich hatte ihm ein Handtuch zugeworfen, was nur ganz leicht auf seinen Bauch kam und er schrie. Ich rief ein Taxi. Da weder ich noch unsere kleine Tochter fertig waren, fuhr meine Mutter mit meinem Mann ins Krankenhaus und wir sind dann nachgefahren.
Mein Mann ist in das gleiche Haus gefahren aus dem er gerade einmal 1 3/4 Stunden vorher gekommen ist. Er schaffte es nicht mehr in den 2.Stock zu fahren und brach vor dem Fahrstuhl zusammen. Meinte Mutter versuchte ihn hochzubekommen. Aber sie hatte Mühe, weil er auch gleichzeitig spucken mußte. Sie bat eine vorbeikommende Schwester um Hilfe und fragte, ob sie nicht einmal mit anfassen könne. Die Schwester meinte nur, daß das ja wohl unmöglich sei. Sie brachte meinem Mann einen Hocker, mit dessen Hilfe er alleine auf eine Trage steigen mußte. Sie brachte noch Nierenschüsseln zum Spucken und ging dann wieder. Als dann endlich eine Ärztin kam, hatte mein Mann wirklich abartige Schmerzen. Meine Mutter erzählte ihr, daß mein Mann gerade vor ein paar Stunden im 2.Stock einen ambulanten Eingriff hatte. Die Akte war ja im Haus. Mein Mann bekam einen Tropf und Schmerzmittel und wurde dann in ein Zimmer gestellt.
Als ich dann kurze Zeit später ins Krankenhaus kam, ging ich zum Ärztezimmer und fragte ganz höflich nach meinem Mann und sagte, daß ich gerne zu ihm wollte. Ich wurde angepampt: "Alles nacheinander, immer mit der Ruhe." Dann fragte mich eine Schwester, ob ich die Schreie hören würde, ich sagte ja und daraufhin sagte sie mir, daß das mein Mann wäre, ich könne dann zu ihm gehen. Ich dachte ich kippe um, atmete ein paar mal tief durch und ging in das Zimmer, aus dem die Schreie kamen. Es war schrecklich. Mein Mann lag da, vor Schmerzen gekrümmt, ohne Überwachung. Er hatte blaue Flecken an der Hand, weil er sich diese vor lauter Schmerzen immer wieder gegen die Wand und die Fensterbank schlug. Sein Bauch war aufgedunsen, seine Augen verdreht, er hyperventilierte.
Bei dem Aufklärungsgespräch hatte man uns gesagt, daß aufgrund dieses Eingriffes eine Bauchspeicheldrüsenentzündung entstehen könnte, diese aber in der Regel von allein wegginge und wenn nicht, man medikamentös behandelt werde würde und dann auch alles wieder gut sein würde, es würde bloß etwas weh tun. Was mein Mann erlebte, tat allerdings etwas mehr weh. Er mußte am lebendigen Leib erleben, wie die Enzyme der Bauchspeicheldrüse diese selbst zersetzte.
Mein Mann bekam stechen in der Brust und hatte Angst zu ersticken. Wir baten um mehr Schmerzmittel, weil ich dachte er kollabiert. Aber mehr wollten sie nicht geben. Wir machten Atemübungen, wie bei der Geburt unserer kleinen Sandra, aber nichts half. Mein Mann hatte Todesangst, Angst zu ersticken, er bat um Sauerstoff. Da er kaum noch hörbar redete, ging ich zu dem Arzt und bat um Sauerstoff. Als Antwort bekam ich: "Wieso, ihr Mann ist doch noch nicht blau, dann kann es so schlimm nicht sein." Ich war sprachlos und ging wieder zu meinem Mann.
Der Arzt kam und drückte meinem Mann auf seinen ohnehin schon sehr stark angeschwollenen Bauch herum. Er schrie. Ich werde das nie vergessen können. Ich konnte nichts für ihn tun, aber wir dachten ja immer noch an das, was uns bei der Besprechung gesagt wurde. Nach 2 1/2 Stunden wurde einen stinknormale Röntgenaufnahme von Thorax und Abdomen gemacht. Mehr nicht. Erst 4 Stunden später die vielleicht lebensrettende Sonographie mit Punktion, die zeigte, daß mein Mann bereits eine akute hämorrhagische Pankreatitis hatte. Auch die Blutwerte zeigten deutlich eine regelrechte Explosion des Pankreas.
Ich mußte kurz nachhause, während mein Mann bei dieser Untersuchung war. Sachen für ihn holen. Der Arzt meinte, daß er wohl über das Wochenende da bleiben müßte. Nun ja, als ich abends wieder kam, hörte ich keine Schreie mehr und war glücklich. Als ich jedoch die Tür zu seinem Zimmer aufmachte, war sein Bett weg. Ich hatte extra meine Handynummer hinterlassen, sie sollte mich sofort anrufen, wenn was passieren sollte. Ich suchte eine Schwester, die dicke lahmarschige von vorher, und fragte nach meinem Mann. Sie grinste mich nur blöd an und meinte, ob ich denn nicht angerufen worden wäre, er liegt jetzt auf den Intensivstation.
Ich war sauer und wurde zur Intensiv gebracht. Wie mein Mann da bereits aussah, nur noch ein Schatten seiner selbst. Er konnte nicht länger als eine Minute mit ihm redet. Trotz Bauch-OP-Mittel und PD-Katheter ließen die Schmerzen nicht nach. Eine richtige Einschätzung und Aufklärung über den Zustand meines Mannes habe ich, wie ich jetzt anhand der Krankenakte sehen kann, nie bekommen. Dort wurde mir noch gesagt, ich solle man mit 2 Wochen rechnen.
Am ##.##.02 wurde mein Mann dann abends in ein künstliches Koma gelegt.
Er hätte das sonst nicht länger ausgehalten. Es wurde uns als Heilkoma angepriesen, jedenfalls mir. Es fand keine gemeinsame Besprechung mit meinem Mann und mir statt. Ich fuhr abends, bevor er ins Koma kam, noch einmal ins Krankenhaus. Ich hatte ihn gefragt, ob er lieber Ruhe hätte oder ob ich kommen sollte, denn er war sehr sehr schwach und wollte seinen Frieden. Er wollte das ich komme und ich wollte es natürlich auch. Am liebsten hätte ich Tag und Nacht bei ihm gesessen, aber das ging nicht. Das sollte das letzte Mal sein, daß ich mit meinem Mann reden konnte und eine Antwort bekam, daß wir uns küssten und streichelten, daß ich in seine wunderschönen warmen braunen Augen gucken konnte.
Aus dem Koma ist er nie wieder aufgewacht.
Während des Komas war Valentinstag, unser 5. Hochzeitstag und der 1. Geburtstag unserer kleinen Tochter. Ich bin jeden Abend, wenn ich jemanden für Sandra hatte, für rund 2-4 Stunden zu meinem Mann ins Krankenhaus gefahren. Ich habe mit ihm erzählt, ihn gepflegt, gestreichelt ihm vorgelesen, von Sandra Aufnahmen vorgespielt. Er war so stark und ich konnte mir nicht vorstellen, daß er es nicht schaffen wurde. Aber es gab leider auch während des Komas viele Komplikationen und sicherlich einige Fehlentscheidungen. Teilweise öffnete er, sobald ich ihn ansprach, die Augen, weinte und wollte sich die Schläuche herausziehen und den Tubus. Es war so schrecklich. Und ich konnte nichts tun, außer für ihn da sein. Er hat immer alles für uns gemacht. Wir waren 9 1/2 Jahre zusammen, seit der Schulzeit. Und nun mußte ich mit ansehen, wie es da lag und aus einem Menschen immer mehr ein Stück Vieh wurde.
Jeden Tag bekam ich verschiedene Aussagen zu seinem Gesundheitszustand. Erst wurde einem Hoffnung gemacht, dann wieder genommen. Ich denke, daß das alles von Anfang an aussichtslos war, dass die Ärzte nur ihren Fehler vertuschen wollten. Mein Mann hatte keinen Dickdarm mehr, der wurde ihm 1986 entfernt, was dem Krankenhaus auch bekannt war. Durch die Dickdarmentfernung war der Dünndarm im Bauchraum verwachsen und teilweise auch eingenäht und das große Bauchnetz war auch nicht mehr vorhanden. Dadurch war es unmöglich die mittlerweile entstandenen Nekrosen (totes Gewebe) zu entfernen. Aber diese Tatsache war den Ärzten auch vorher bekannt. Damit hätten sie rechnen müssen. Bei meinem Mann war der gesamte Bauchraum entzündet. Irgendwann wurde er operiert und der Bauch offengelassen, nur zugestopft. Durch die Kompressen und die ohnehin schon durch den Zwerchfellhochstand (bedingt durch die Pankreatitis) komprimierte Lunge, bekam er Probleme mit der Beatmung. Dann brachten sie auch noch einen Lungenflügel zum kollabieren, beim Verlegen des Zentralen Venenkatheters. Von da an ging's bergab. Dann kam noch eine heftige Blutung.
Nie wurde ich über Maßnahmen informiert, obwohl ich durch das Koma vom Gericht zur Betreuerin bestellt gewesen bin. Unter MRSA-Verdacht stand mein Mann auch, weil sie ihm trotz der vielen Zugänge einen hochfiebernden alten Mann der nur gehustet hat, aufs Zimmer gelegt haben. Davon wurde ich aber auch erst im Krankenhaus unterrichtet, weil ich da ja in voller Verkleidung in sein Zimmer mußte. Am Telefon hatte man mir nichts gesagt.
Mir wurde immer gesagt, daß die Atmung meines Mannes langfristig nie sein Problem sein wird. Aber in den letzten 4 Tagen seines so kurzen Lebens wurde er trotz offenem Bauch auf den Bauch gelegt. 2 Tage hintereinander für jeweils 12 Stunden, damit die Lunge besser belüftet werden konnte. Er hatte übrigens auch 24 Stunden am Tag Dialyse, weil der Körper total vergiftet war durch die ganzen Entzündungsherde und dem toten Gewebe. Damit mein Mann auf dem Bauch liegen konnten, mußten sie ihn sehr stark sedieren. Diese Medikamente sind in der Dosierung auch wieder atemdepressiv. Sehr sinnvoll.
Am ##.##. bekam ich in der Nacht um 02h einen Anruf, daß mein Mann in den nächsten Stunden sterben wird. Der Kreislauf sei zusammengebrochen. Ich fuhr hin und begleitete meinen Mann knapp 2 Stunden, dann war er tot. Durch das Koma konnten wir nicht einmal mehr richtig Abschied nehmen. Und er sah auch nicht mehr aus wie unser hübscher und liebevoller Mann und Vater. Durch die Bauchlage war sein Gesicht voller Wasser. Es war einfach menschenunwürdig! Ich kann die Bilder einfach nicht vergessen. Ich träume jede Nacht wieder, daß er stirbt. Höre seine Schreie und diese arroganten und herzlosen Ärzte sehe ich auch immer wieder.
Mein Mann ist 6 Wochen durch die Hölle gegangen, aufgrund vielfältiger Fehler, wie ich denke, aber unsere Tochter und ich werden es ein Leben lang tun müssen. Wir haben alles verloren. Mein Mann unser Zuhause, unser Leben, die Wärme, die wir brachen und unsere Zukunft.
Es kann nicht sein, daß jemand froh und munter ins Krankenhaus geht, ich nur noch eine Urne voll Asche wiederbekomme und wir das einfach so akzeptieren sollen. Wo ist denn da die Gerechtigkeit?
Ich sage nicht, daß der Arzt, der meinen Mann operiert hat, ihn vorsätzlich falsch operiert hat. Aber die OP war nicht so schnell wieder notwendig gewesen (er war am ##.11.01, am ##.11.01 und am ##.01.02 operiert worden), er hätte bei den Komplikationen zur Überwachung da bleiben müssen etc. Aber die Wiederaufnahme meines Mannes ist in meinem Augen wirklich mit grober Fahrlässigkeit zu vergleichen. Wäre er gleich untersucht worden, hätte man vielleicht noch einen Stunt in die Bauchspeicheldrüse einsetzen können, so daß sie sich nicht verschlossen hätte.
Ich hoffte meinen Mann dorthin zu bringen, wo ihm geholfen wird, der Eingriff war eine krebsvorbeugende Maßnahme. Vielleicht wäre er ohne die OP in vielen Jahren einmal gestorben. Vielleicht! Es ist ein Hohn. Was mag mein Mann wohl gedacht haben, als er wußte das er stirbt, daß er seine kleine Tochter, sein absolutes Wunschkind, für das er Tag und Nacht da war, nie wieder sehen wird. Das muß so grausam gewesen sein. Gibt es denn nicht eine Institution, die sowas untersucht? Da wird jemand quasi im Krankenhaus umgebracht und das ist o.k. nur weil das Ärzte sind? In Deutschland, einem Rechtsstaat, muß jeder für seine Fehler zahlen, aber Ärzte nicht? Ich habe den Glauben an Gerechtigkeit verloren. An Ärzte auch.
Vor ein paar Tagen mußte unsere Tochter auch ins Krankenhaus und das wurde auch nicht wirklich gut behandelt. Ärzte führen sich oftmals sehr übermenschlich und arrogant auf. Dabei leben die von ihren Patienten und ganz offensichtlich nicht zu schlecht.
Wir sind nicht nur seelisch ruiniert sondern auch finanziell. Wird unsere Tochter nun die sorglose Kindheit haben, die wir uns erhofft haben? So glücklich wie mit meinem Mann wird sie nicht werden. Er war zum Vater geboren, ich habe sowas nie gesehen. Es war schön, den beiden einfach nur zu zugucken. Sie vermißt ihn auch sehr. Sie hat nach ihm gerufen, sie sucht ihn......!
Es ist grausam. Am Dienstag wäre mein Mann 33 Jahre alt geworden. Und wir hätten jetzt 3 Wochen Urlaub gehabt. Alles weg. Darf eine Familie einfach so zerstört werden, ohne das jemand dafür gerade stehen muß? Wie sollen wir uns tolle Gutachter und Rechtsanwälte leisten? Das sowas in einem Land wie Deutschland möglich ist, ist eine Schande.
Menschlich sind wir hier nicht mal am Standard eines Entwicklungslandes angekommen. Ich hoffe für alle Betroffenen, daß sich da in Zukunft was ändern wird. Ich denke auch, daß die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, diese Sachen zu erfahren. Aber die Presse tut sich bisweilen auch etwas schwer!! Angst vor der Macht der Ärzte.
Mit freundlichen Grüßen
Susi
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