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Es fällt mir schwer meine Geschichte zu erzählen, will es jedoch versuchen.
Es handelt sich um meine Mutter sie wurde 61 Jahre alt und litt seit etwa 38 Jahren an dem Hepatitis C-Virus der die Leber angreift.
Sie hat erst etwa seit 6 Jahren von dem Virus gewußt, vorher haben die Ärzte immer gedacht das Sie zuviel Alkohol trinkt und deshalb so schlechte Leberwerte hat. Dies war für uns schon immer totaler Unsinn, da meine Mutter nie viel Alkohol zu sich genommen hat.
Als der Virus mehr bekannt wurde und mann mehr über Ihn wußte wurde dieser bei Ihre festgestellt. Sie hatte bei zwei Geburten von meinen älteren Schwestern fremdes Blut erhalten was früher Routinemäßig gemacht wurde.
Man stellte schnell fest das sie schon eine Lebezirrose hatte und ein absolutes Alkohol-Verbot und eine Ernährungsumstellung sowie Vorsicht mit Medikamenten geboten war. Dies war alles kein Problem.
Sie erhielt eine Interferon-Therapie die sie ein Jahr durchziehen mußte. Die Zeit der Therapie war sehr schlimm. Sie mußte sich 3-mal die Woche spritzen und noch zusätliche Medikamente einnehmen. Die Folgen waren schwerer Gewichtsverlust, Depressionen, ständige Übelkeit,Appetitlosigkeit, Müdigkeit und immer wollte sie die Therpie abbrechen.
Wir also meine 3 Schwestern und mein Vater forderten sie jedoch mit guten und auch des öfteren mit anderen Worten auf dies doch bitte durchzustehen. Sie schaffte es und wir waren alle überglücklich.
Etwa ein halbes Jahr nach Therapieende ging Sie in Kur, es ging Ihr von Tag zu Tag besser und Sie nahm auch wieder an Gewicht zu. Alle o.g. Nebenerscheinungen waren wie weggeblasen. Die Kur bekam ihr sehr gut und mein Vater war fast ständig bei ihr. Der behandelnde Arzt stellte in der Kurbehandlung fest, das die Viren elemeniert waren nur die Gallenblase müßte noch entfernt werden, da sie Gries enthielt.
Sie ging mit dem Befund zu ihrem behandelnden Arzt im Krankenhaus und dieser setzte sofort den Termin um die Gallenblase operativ zu entfernen. Er sagte Ihr wenn dies jetzt geschafft wäre könnte sie ohne weiteres 80 Jahre alt werden. Wir alle waren guter Hoffnung und unsere Angst ihr könnte jetzt noch was passieren war weg.
Die Operation mußt jedoch verschoben werden da sie ein Magengeschwür hatte und dies erst mit Medikamenten entfernt werden mußte. Ca. 6 Wochen später kam Sie dann in`s Krankenhaus zur Gallen-OP.
Wir machten uns keine Sorgen da wir dachten dieser Eingriff kann nicht gefährlich sein, so etwas wird tagtäglich im Krankenhaus gemacht und meiner Schwester wurde vor Jahren auch schon die Galle entfernt und sie hatte keine Schwierigkeiten und war nach 4 Tagen wieder aus dem Krankenhaus raus.
Meiner Mutter ging es nach der OP relativ gut nur die übliche Müdigkeit nach einem Eingriff.
Nach 3 Tagen stand Sie schon auf ging mit uns in die Cafeteria und sie sollte in ca. 1 Woche nach Hause kommen.
Meine älteste Schwester war am Tag vor ihrer geplanten Entlassung im Krankenhaus und meine Mutter zeigte Ihr den OP-Schnitt am Bauch. Da meine Mutter seit der Interferon-Therpie eher zierlich war, fiel meiner Schwester gleich der dicke, feste Bauch auf. Ihre Kaiserschnittnarbe die mittlerweile 38 Jahre alt ist, sah aus als ob dieser der Schnitt gewesen sei. Meine Schwester fragte sie tut dir der Bauch nicht weh und meine Mutter antwortete: "Nein du kannst ruhig feste drauf drücken, ich spüre nichts."
Am Donnerstag morgen rief meine Mutter bei mir an um mir zu sagen das wir sie nicht abholen könnten das sie Schmerzen im Bauch und Rücken hätte und die Ärzte noch nachschauen wollten. Daraufhin fuhr mein Vater sofort in`s Krankenhaus. Er sprach den behandelnden Arzt sofort auf die doch erheblichen Schmerzen an, da er meiner Mutter sogar helfen mußte sich im Bett zu drehen.
Der Arzt meinte die Rückenschmerzen kämen von den schlechten Matrazen im Krankenhaus und die Bauchschmerzen wären Blähungen. Er klopte den Bauch im beisein meines Vaters ab und sagte zu ihm: "Höhren Sie, alles nur Luft". Ein Ultraschall wurde noch gemacht es wurde jedoch nichts festgestellt.
Meine Mutter hatte morgens um 10.00 Uhr bereits nur noch einen Blutdruck von 80 - 50. Bei dem gescheiterten Versuch Ihr Blut abzunehmen wurde nichts weiter unternommen. Sie bekam Flaschen angehangen mit Schmerzmittel und Flüssikeit und Nahrung. Das war alles.
Meine zweitälteste Schwester fuhr abends als mein Vater nach Hause kam nochmals in´s Krankenhaus um mit der Arzt zu sprechen auch ich wollte mich auf den Weg machen, doch weil wir alle kleine Kinder haben blieb ich als Babysitter zu Hause.
Meine Schwester besuchte meine Mutter und konnte eine Kurzatmigkeit feststellen. Auf die Frage wie es ihr den ginge, sagte sie: "Die Bauchschmerzen und Rückenschmerzen sind etwas besser." Meine Schwester ging zum Arzt und dieser sagte: "Ihre Mutter leidet wohl lediglich nur an einem Darminfekt, am Montag wollten Sie eine Darmspiegelung machen. Wir könnten beruhigt schlafen es könnte nichts passieren, er könnte auch beruhigt schlafen er hätte nämlich Nachtdienst."
Somit ließen wir uns von diesem Pfuscher beruhigen. Als Nachts um 4.30 bei mir das Telefon klingelt lief ich schon schreiend zum Telefon, irgendwie wußte ich in diesem Moment es kann sich nur um meine Mutter handeln, obwohl es bei uns öfters vorkommt das mein Mann schon mal Nachts zum Dienst gerufen wird. Meine Angst bestätigte sich, mein Vater war am Telefon und sagte das Krankenhaus habe angerufen wir sollen sofort kommen. Wie in Trance zog ich
mich an und sagte meinen Geschwistern bescheid. Ich lief rüber zu meinem Vater (wir wohnen gleich nebeneinander) und ich fuhr mit ihm in´s Krankenhaus.
Wir wurden auf die Intensiv-Station geschickt. Eine Ärztin kam und meine erste Frage war ob Lebensgefahr bestände. Diese beantwortete sie mit Ja. Dann fragte ich falls Sie durchkäme ob sie dann Folgeschäden haben könnte. Diese Frage wurde ebenfalls mit Ja beantwortet. Ich habe diese Frage nicht gestellt aus Angst meine Mutter pflegen zu müssen, sondern weil sie immer davor Angst hatte.
Die Ärztin erklärte uns das meine Mutter in einem Schock-Zustand sei, sie jedoch nicht wüßten wieso und weshalb. Man hatte Sie schon in ein Koma gesetzt und ebenfalls an die Beatmungsmaschine. Wir durften noch nicht zu ihr da noch Ärzte bei ihr waren. Wir gingen nach draußen und riefen unsere Familie an. Meine 3 Schwestern kamen auch gleich und wir durften gegen 8.00 Uhr zu meiner Mutter.
Sie lag da und konnte nichts mehr wahr nehmen. Wir liefen alle weinend nach draußen. Ein anderer Arzt kam zu uns und sagte sie müßten den Bauch noch mal aufmachen. Es könnte jedoch sein, da meine Mutter schon so schwach sei, daß sie die OP nicht überleben würde.
Wir stimmten der OP zu da dies die einzige Chance war meine Mutter zu retten. Die OP sollte ca. 2 Stunden dauern wir liefen draußen im Park und waren nur am weinen.
Als wir wieder auf der Intensivstation waren, waren wir froh das sie noch am operieren waren wir dachten Mami hat noch genug Kraft, wenn sie das übersteht wird sie wieder gesund. Wir sollten uns irren.
Der Arzt kam zu uns und sagte wir sollen nochmal zu ihr sie hätten keine Hoffnung mehr, ebenfalls wurde ein Pastor gerufen zur letzten Ölung. Eigentlich lief dieser ganzer Tag wie in einem Film ab und man denkte heute noch es war nur ein schlechter Traum wach doch endlich auf. Meine Mutter starb einen Tag nach ihrem Entlassungstermin um 15.17 Uhr weil die Ärzte ihre Schmerzen nicht
ernst nahmen.
Sie starb an einer Bauchfellentzündung mit anschließender Sepsis die sie in einen septischen Schock fallen ließ. Dies wurde durch eine von uns in Auftrag gegeben Autopsie festgestellt. Woher diese Bauchfellentzündug kam weiß man bis heute nicht.
Wir haben den Mittelpunkt unserer Familie verloren sie war immer für uns da und als Sie uns am meisten brauchte waren wir nicht da. Wir machen uns schreckliche Vorwürfe das wir dem Arzt geglaubt haben. Im nachhinein würden wir alles anders machen, doch es ist zu spät, sie wird nie wieder zurückkommen. Wenn wir wenigstens wüßten ob es Ihr gut geht. Ich würde so gern nochmal mit ihr sprechen und ihr sagen wie lieb ich sie doch habe, aber es ist nicht mehr möglich. Wie alle vermissen sie so sehr und es schmerzt zu wissen das sie nie wieder zurückkommt. Wir sind schon froh das wir gleich neben unserem Vater wohnen, ich glaube sonst hätte er sich schon das Leben genommen.
Ich habe mit einem unabhängigen Internisten gesprochen, dieser sagte mir, so wie sie mir das erzählen haben die Ärzte die Anzeichen die da waren nicht ernstgenommen, und gerade bei einer Patientin mit Lebezirrose sei eine noch größere Sorgfalt Pflicht.
Auf diesem Weg suche ich Kontakt zu anderen Betroffenen
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